Magic Moments

Und dann ist es passiert. Am Sonntag, bereits zur Glühwürmchenzeit wie August sagte, erhellte ein buntes Feuerwerk den Auerstedter Himmel. Die Dresdner Band Flanschies hatte es sich nicht nehmen lassen, den letzten Auerworldlern ein knackiges Privatkonzert zu geben. Sie hatten ihre eigene Technik und gar eigenen Strom eigens dafür mitgebracht – die Jungs wollten eben unbedingt auf dem Auerworld spielen!

Und damit war er vorüber: der 10. Geburtstag des Auerworld Festivals.

Eines sei gleich geklärt: ja, es hat geregnet. Der Boden in und um den Palast verrät auf den ersten Blick, was hier geschehen ist. Mehrere hundert Menschen haben ein Wochenende lang dem Regen getrotzt und ein großes Fest gefeiert. Bereits am Freitag war der Weidenrutenpalast gut gefüllt. Während Alin Coen  mit poetischen Texten verzauberte, stand bei R.I.Z.L.A. Sound Roots Reggae auf dem Programm! Dank Paolo Macho und Marmita Sajona tobten die Tanzwütigen im Palast, mit Yanone und Wareika Soundsystem endete dann die Freitag Nacht, die im Ganzen eines Auerworld-Jubiläums mehr als würdig war.

Am nächsten Morgen, nach einem gemütlichen Frühstück auf der Weidenbühne, ausgestattet mit einem Hand gemachten Latte Macchiato, konnte der Auerworld-Besucher einem einzigartigen sportlichen Ereignis beiwohnen. Das Festival eigene Fußballteam, der FC Motor Auerstedt, stellte sich mutig der Herausforderung und trat gemeinsam mit elf anderen Teams aus der näheren Umgebung beim Auerstedter Fußballturnier an. Nur ein gutes Dutzend Männer aus dem Veranstalterteam und auch einige Besucher hatten die Kraft gefunden, nach einer Festivalnacht die Fußballschuhe anzuziehen und auf dem Naturrasen des Sportplatzes Auerstedt Ballkunst zu beweisen. Insgesamt fünf Niederlagen kassierte das eigens für dieses Ereignis zusammengestellte Team und landete damit auf dem letzten 12. Platz.

Die Auerworldler nahmen die Niederlage sportlich, gratulierten den verdienten Siegern und bewiesen mit ihrem einzigen Sieg im dritten Spiel durchaus Kampfgeist. Zuversichtlich zeigt sich Trainer und Torwart Ronald Herzog, dass die Schmerzen in den Beinen, die er Tage danach noch spürt, bis zum nächsten Turnier kuriert sein werden. Von Siegern kann man nur lernen, dachten sich die Auerworld-Sportler und begaben sich danach zur Bar, um mit einem Bier den Zauberkrafttank der Gegnermannschaften zu sich zu nehmen. Für das Sportereignis kam dies Doping zu spät, für die anstehende Festivalnacht genau richtig.

Nachdem der Tag für die meisten Besucher eher besonnen begann und auch die immer wieder kommenden Regenschauer keinem die Laune verderbten, hieß es mit Anbruch der Dunkelheit: Feiern und das jetzt erst recht! Andreas Böhmer und Silent Sun hatten die Festivalbesucher beschwingt vom Nachmittag in den Abend begleitet, immer mehr Menschen drängten sich dicht vor der Bühne im Weidenrutenpalast als bedingt durch den starken Regen der Auftritt von Pentatones sich immer weiter verzögerte. High Finesse sprangen beherzt bei und gaben mit ihrem DJ-Set einen Vorgeschmack auf das, was eigentlich in der Nacht geplant war: gelöstes Tanzen im Palast zu Drum and Base. Die Spannung stieg, die Besucher starrten auf die Bühne, Band und Tontechniker arbeiteten fieberhaft am Aufbau und dann, mit einiger zeitlicher Verzögerung, ertönten die ersten Klänge von Pentatones. Der Auftritt selbst entschädigte für das Warten, es wurde wild getanzt und am Ende einhellig nach Zugabe gerufen. Didges Brew, die Auerworld-Veteranen, hatte der Regen auch nicht geschreckt. Sie stiegen auf die Bühne, die sie so gut kennen und machten das, was sie am besten können: Musik vom Allerfeinsten!

Bis in die frühen Morgenstunden dauerte die Party, das Woodstockfeeling war längst auf alle übergegangen. Der Sonntagmorgen begann dementsprechend verschlafen. Kaffee und auch die Konzerte von Weltraum und Miaulina halfen beim Erwachen. An dieser Stelle sein noch einmal Dank gesagt an Weltraum, die ganz gelassen damit umgegangen sind, dass ihr Auftritt wegen der Verzögerungen von der Nacht auf den Sonntag Vormittag verlegt worden war. Der Kunst hat es keinen Abbruch getan. Damit ging es zu Ende, das 10. Auerworld Festival. Als Zeichen dabei gewesen zu sein, nahmen wir alle ausreichend Auerstedter Erde in Schlammform mit, der Traktor war viel im Einsatz, um Wagen auf die asphaltierte Strasse zu bewegen. Die Frage, ob wir das Festivalgelände rund um den Palast nun neu naturalisieren müssen, klärte übrigens Marcel Kalberer, der Architekt des Palastes, der uns in diesem Jahr mit seiner Anwesenheit beehrte, ziemlich schnell: »Ach, die Natur, die macht das schon von allein!«

Ein großes Danke allen Besuchern, Förderern und Spendern!

Bilder von uwee